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Steuern auf Kapitalerträge in Österreich

Ein umfassender Leitfaden zur Kapitalertragsteuer (KESt), dem Verlustausgleich und den steuerlichen Besonderheiten für Aktien, ETFs und Fonds in Österreich.

Das österreichische Steuersystem für Kapitalerträge kann komplex wirken. Ein gutes Verständnis ist jedoch entscheidend für den Anlageerfolg. Die wichtigste Steuer ist die Kapitalertragsteuer (KESt) in Höhe von 27,5%. Sie fällt auf die meisten Gewinne aus Wertpapieren an. Für Sparbuchzinsen gilt ein reduzierter Satz von 25%.

Der einfachste Weg, mit der KESt umzugehen, ist die Wahl eines "steuereinfachen" Brokers. Das sind in Österreich ansässige Banken oder ausländische Broker mit einer Niederlassung in Österreich (wie flatex oder Scalable Capital), die die Steuer automatisch für Sie abführen.

Diagramm zur Steuerabfuhr durch einen Broker
Ein steuereinfacher Broker übernimmt die korrekte Berechnung und Abführung der KESt.

Der Verlustausgleichstopf

Ein zentrales Element bei steuereinfachen Brokern ist der automatische Verlustausgleich. Realisierte Verluste aus dem Verkauf von Wertpapieren werden in einem "Verlustausgleichstopf" gesammelt. Diese Verluste werden laufend mit realisierten Gewinnen verrechnet.

  • Beispiel: Sie verkaufen Aktie A mit 1.000 € Gewinn. Darauf würden 275 € KESt anfallen. Später verkaufen Sie Aktie B mit 400 € Verlust. Dieser Verlust wird mit dem Gewinn aus Aktie A gegengerechnet. Ihre Bemessungsgrundlage sinkt auf 600 € (1.000 € - 400 €), und die zu zahlende KESt beträgt nur noch 165 € (27,5% von 600 €).
  • Der Ausgleich erfolgt automatisch während des Jahres. Am Jahresende wird der Topf zurückgesetzt. Ein eventueller verbleibender Verlust kann jedoch in die Steuererklärung übernommen und mit Gewinnen bei anderen Banken verrechnet werden.

Besteuerung von Dividenden und Fonds

Dividenden

Auf Dividenden von Aktien wird ebenfalls die KESt von 27,5% fällig. Bei österreichischen Aktien führt das Unternehmen die Steuer direkt ab. Bei ausländischen Aktien wird oft eine Quellensteuer im Ausland abgezogen. Dank Doppelbesteuerungsabkommen kann ein Teil davon (meist 15%) auf die österreichische KESt angerechnet werden, der Rest muss eventuell zurückgefordert werden. Ein steuereinfacher Broker kümmert sich auch hier um die korrekte Anrechnung.

ETFs und Investmentfonds

Hier wird es komplexer. Entscheidend ist, ob ein Fonds ein "Meldefonds" ist (oft als "weißer Fonds" bezeichnet) oder nicht ("schwarzer Fonds"). Meldefonds veröffentlichen ihre steuerlich relevanten Daten in Österreich.

  • Ausschüttende Fonds: Die ausgeschütteten Erträge werden mit 27,5% KESt besteuert.
  • Thesaurierende (akkumulierende) Fonds: Da keine Ausschüttung stattfindet, werden die "ausschüttungsgleichen Erträge" jährlich besteuert. Das sind die im Fonds erzielten ordentlichen Erträge (z.B. Dividenden, Zinsen), die nicht ausgeschüttet, sondern reinvestiert werden. Der Broker führt die Steuer darauf automatisch ab, indem er Geld von Ihrem Verrechnungskonto einzieht.
  • Nicht-Meldefonds ("Schwarze Fonds"): Bei Fonds, die ihre Daten nicht melden (typischerweise ETFs aus den USA oder anderen Drittstaaten), wird es für den Anleger sehr nachteilig. Hier wird eine hohe Pauschalbesteuerung angesetzt, die oft deutlich ungünstiger ist als die reguläre Besteuerung. Daher sollten österreichische Anleger in der Regel nur in UCITS-konforme Meldefonds investieren.

Steuerfallen: US-REITs, BDCs & MLPs

Bestimmte US-amerikanische Anlagevehikel sind bei internationalen Dividenden-Investoren beliebt, stellen für Österreicher aber eine Steuerfalle dar.

  • REITs, BDCs, LPs/MLPs: Diese Vehikel schütten oft hohe Dividenden aus, die aber in den USA steuerlich anders behandelt werden. Für US-Anleger sind sie oft steuerbegünstigt. Für ausländische Anleger wie uns Österreicher fällt jedoch eine hohe US-Quellensteuer an (oft 30% oder mehr), die nicht auf die österreichische KESt anrechenbar ist. Das führt zu einer echten Doppelbesteuerung und schmälert die Rendite massiv.
  • Alternative: Anstatt direkt in solche US-Titel zu investieren, ist es steuerlich weitaus sinnvoller, in einen globalen oder US-amerikanischen UCITS-ETF zu investieren, der auf Immobilien (REITs) oder Private-Equity-Firmen (die BDCs betreiben) spezialisiert ist. Diese ETFs sind als Meldefonds in Österreich steuerlich optimiert.