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André Kostolany: Der Meister der Börsenpsychologie

Ein Porträt des legendären Spekulanten, dessen Bonmots und Theorien die Finanzwelt über Jahrzehnte unterhielten und lehrten.

Ein Leben für die Börse

André Kostolany (1906–1999) war ein ungarischer Börsenguru, Journalist und Autor, der über 70 Jahre an den Finanzmärkten der Welt aktiv war. Er war kein klassischer Investor wie Buffett, sondern ein Meister der Spekulation. Er erlebte Weltkriege, Inflationen, Börsencrashs und unglaubliche Hausse-Phasen. Seine Erfahrungen und sein scharfer Verstand machten ihn zu einem der gefragtesten Kommentatoren des Börsengeschehens, besonders im deutschsprachigen Raum.

André Kostolany sitting in a cafe, smoking a cigar
Kostolany war berühmt für seine unterhaltsamen Seminare und Kolumnen.

Die Kunst der Spekulation

Für Kostolany war die Börse keine exakte Wissenschaft, sondern eine Kunst. Er glaubte, dass Psychologie und Liquidität die Kurse kurz- und mittelfristig viel stärker beeinflussen als fundamentale Unternehmensdaten.

  • Psychologie ist alles: Er war überzeugt, dass die Gier und Angst der Masse die entscheidenden Treiber für die Kursbewegungen sind. "Die Börse reagiert nur zu 10 Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie."
  • Die "Hartgesottenen" und die "Zittrigen": Er unterschied zwischen den "Hartgesottenen" (langfristig orientierte, geduldige Anleger mit eigener Meinung) und den "Zittrigen" (die nervöse Masse, die auf jeden Trend aufspringt und bei Panik verkauft). Sein Rat: Sei hartgesotten!
  • Antizyklisches Handeln: Kaufen, wenn die Kanonen donnern, und verkaufen, wenn die Violinen spielen. Er riet dazu, gegen den Strom zu schwimmen und dann zu kaufen, wenn die Stimmung am Boden ist.
  • Das Ei des Kostolany: Seine Theorie über den Zyklus von Zinsen und Aktienkursen, die zeigt, wann die besten Kauf- und Verkaufszeitpunkte sind, basierend auf der Geldpolitik der Notenbanken.

Der Hund und der Spaziergänger

Sein berühmtestes Gleichnis beschreibt das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Börse: "Ein Mann geht mit seinem Hund spazieren. Der Mann (die Wirtschaft) geht langsam und stetig seinen Weg. Der Hund (die Börse) läuft mal vor, mal zurück, entfernt sich von seinem Herrchen, kommt aber immer wieder zu ihm zurück." Damit wollte er verdeutlichen, dass die Börse kurzfristig über- oder untertreiben kann, langfristig aber immer der realen wirtschaftlichen Entwicklung folgt.