Dominanz im Gilded Age
John Pierpont Morgan (1837-1913) war die überragende Gestalt der amerikanischen Finanzwelt während des Gilded Age. Seine Firma, J.P. Morgan & Co., war die treibende Kraft hinter der Konsolidierung der amerikanischen Industrie und finanzierte die Gründung von Giganten wie U.S. Steel, General Electric und AT&T. Durch seine "Morganisierung" genannte Strategie eliminierte er ruinösen Wettbewerb und schuf stabile, profitable Monopole.

Retter der Nation, Geburtshelfer der Fed
In einer Zeit ohne Zentralbank agierte Morgan de facto als Amerikas "Lender of Last Resort". Sein entscheidendstes Eingreifen erfolgte während der Panik von 1907. Als das Vertrauen in die Banken schwand und das Finanzsystem am Rande des Zusammenbruchs stand, schloss Morgan führende Banker in seiner Bibliothek ein und zwang sie, das System mit Liquidität zu stützen. Diese Krise machte die Notwendigkeit einer formalen Zentralbank deutlich und führte 1913 zur Gründung der Federal Reserve.
- Industriekonsolidierung: Schaffung von stabilen Industriegiganten durch Fusionen und Übernahmen.
- Finanzstabilität: Persönliches Eingreifen zur Abwendung von Finanzkrisen.
- Interlocking Directorates: Platzierung von Vertrauten in den Vorständen von Schlüsselunternehmen zur Kontrolle und Koordination der Wirtschaft.
- Kapitalimport: Kanalisierung von europäischem Kapital in den aufstrebenden amerikanischen Markt.
Ein umstrittenes Erbe
J.P. Morgans Erbe ist komplex. Für die einen war er ein Visionär, der die amerikanische Wirtschaft modernisierte und stabilisierte. Für die anderen war er ein rücksichtsloser Monopolist, der immense Macht in den Händen weniger konzentrierte und demokratische Prozesse untergrub. Unbestritten ist jedoch sein immenser Einfluss auf die Struktur des modernen Finanz- und Unternehmenssektors.