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Paul Volcker: Der Bezwinger der Inflation

Das Porträt des legendären Fed-Vorsitzenden, der die amerikanische Wirtschaft mit unpopulären Maßnahmen aus der Spirale der Stagflation befreite.

Ein Mann für die Krise

Als Paul Volcker (1927-2019) im Jahr 1979 von Präsident Jimmy Carter zum Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve ernannt wurde, befand sich die amerikanische Wirtschaft in einer tiefen Krise. Die 1970er Jahre waren von der "Stagflation" geprägt – einer toxischen Mischung aus stagnierendem Wirtschaftswachstum und einer galoppierenden Inflation, die zweistellige Raten erreichte. Das Vertrauen in die Wirtschaft und die Währung war auf einem Tiefpunkt.

Paul Volcker, Zigarre rauchend
Volckers imposante Statur von über 2 Metern spiegelte seine unerschütterliche Entschlossenheit wider.

Die "Volcker-Schock"-Therapie

Volcker erkannte, dass die Inflationserwartungen tief in der Wirtschaft verankert waren und nur durch eine drastische und schmerzhafte Politik gebrochen werden konnten. Er änderte die Strategie der Fed radikal: Anstatt die Zinssätze direkt zu steuern, konzentrierte er sich auf die Kontrolle der Geldmenge und ließ die Zinsen auf das Niveau steigen, das der Markt verlangte.

  • Astronomische Zinssätze: Um die Geldmenge zu verknappen, ließ Volcker den Leitzins der Fed (die Fed Funds Rate) auf über 20 % im Jahr 1981 steigen. Dies war ein beispielloser Schritt.
  • Doppel-Rezession: Die hohen Zinsen stürzten die US-Wirtschaft in zwei schwere Rezessionen in den frühen 1980er Jahren. Die Arbeitslosigkeit stieg auf über 10 %, Unternehmen gingen pleite, und Landwirte protestierten, indem sie mit Traktoren das Fed-Gebäude blockierten.
  • Brechen der Inflation: Trotz enormen politischen Drucks und öffentlicher Kritik hielt Volcker an seinem Kurs fest. Die harte Medizin wirkte: Bis 1983 war die Inflation von über 13 % auf unter 4 % gefallen.

Ein bleibendes Erbe: Preisstabilität

Paul Volcker hat die Inflationsspirale der 1970er Jahre gebrochen und das Mandat der Zentralbanken weltweit neu definiert. Er etablierte die Glaubwürdigkeit der Fed als unabhängige, inflationsbekämpfende Institution. Seine Politik schuf die Grundlage für die "Great Moderation" – eine lange Periode niedriger Inflation und stabilen Wachstums, die bis zur Finanzkrise 2008 andauerte. Später wurde sein Name durch die "Volcker Rule", eine Regelung zur Begrenzung des spekulativen Eigenhandels von Banken, erneut bekannt.