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Zertifikate: Die unendliche Vielfalt

Ein Leitfaden durch den Dschungel der Zertifikate – von Hebelprodukten bis zu Discount- und Bonuszertifikaten.

Was ist ein Zertifikat?

Ein Zertifikat ist rechtlich gesehen eine Schuldverschreibung des Emittenten (in der Regel einer Bank). Es verbrieft dem Inhaber das Recht auf Teilhabe an der Wertentwicklung eines zugrundeliegenden Basiswerts (z.B. einer Aktie, eines Index oder eines Rohstoffs). Im Gegensatz zu Aktien werden Sie mit einem Zertifikat also nicht Miteigentümer eines Unternehmens, sondern Gläubiger der emittierenden Bank.

Verschiedene Arten von Zertifikaten, die von einem Basiswert abgeleitet sind
Die Welt der Zertifikate ist extrem vielfältig und deckt fast jede Markterwartung ab.

Eine riesige Produktvielfalt

Die größte Stärke und gleichzeitig die größte Gefahr von Zertifikaten ist ihre enorme Vielfalt. Banken können die Auszahlungsstruktur fast beliebig gestalten, was zu Zehntausenden von verschiedenen Produkten führt. Hier einige der bekanntesten Kategorien:

  • Hebelzertifikate (Knock-Outs & Turbos): Diese Produkte ermöglichen es, mit einem hohen Hebel auf steigende oder fallende Kurse zu wetten. Berührt der Basiswert eine bestimmte "Knock-Out-Schwelle", verfällt das Zertifikat jedoch sofort wertlos. Extrem spekulativ.
  • Discount-Zertifikate: Sie kaufen den Basiswert mit einem Rabatt, dafür ist Ihr potenzieller Gewinn nach oben hin durch einen "Cap" begrenzt. Geeignet für Seitwärts- oder leicht steigende Märkte.
  • Bonus-Zertifikate: Solange der Basiswert während der Laufzeit eine bestimmte Barriere nicht berührt, erhalten Sie am Ende einen festen Bonusbetrag ausgezahlt, selbst wenn der Basiswert gefallen ist.
  • Index- und Partizipationszertifikate: Die einfachste Form. Sie bilden die Entwicklung eines Index oder einer Aktie eins zu eins ab. Sie waren die Vorläufer der ETFs, sind aber mit einem Emittentenrisiko behaftet.

Das entscheidende Risiko: Der Emittent

Das mit Abstand wichtigste Risiko, das alle Zertifikate gemeinsam haben, ist das Emittentenrisiko. Da ein Zertifikat eine Schuldverschreibung ist, hängt seine Rückzahlung von der Zahlungsfähigkeit der ausgebenden Bank ab. Geht der Emittent in die Insolvenz (wie z.B. Lehman Brothers im Jahr 2008), kann das Zertifikat komplett wertlos werden, selbst wenn sich der zugrundeliegende Basiswert positiv entwickelt hat. Dieses Risiko existiert bei Aktien oder physischen ETFs nicht in dieser Form.