Der Auslöser: Die Geburt des kommerziellen Internets
Mitte der 1990er Jahre begann das World Wide Web, die Welt zu erobern. Der Börsengang von Netscape im Jahr 1995, dem Hersteller des damals führenden Webbrowsers, gilt als Startschuss der Dotcom-Ära. Eine Welle der Euphorie erfasste die Anleger. Man glaubte, das Internet würde alle Geschäftsmodelle revolutionieren und alte ökonomische Regeln außer Kraft setzen.

Verlauf: Irrationale Bewertungen und Börsengänge
In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre explodierte der Nasdaq Composite Index, der viele Tech-Aktien beherbergt. Das Mantra lautete "Get Large or Get Lost" – es ging darum, so schnell wie möglich Marktanteile zu gewinnen, egal um welchen Preis. Traditionelle Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis wurden ignoriert. Stattdessen wurden "Eyeballs" (Nutzerzahlen) und vage Zukunftsvisionen bewertet.
Unternehmen mit ".com" im Namen konnten Milliarden an der Börse einsammeln, oft ohne funktionierendes Geschäftsmodell oder nennenswerte Umsätze. Pets.com, ein Online-Händler für Tierbedarf, ist eines der berühmtesten Beispiele für den Exzess dieser Zeit. Die Blase erreichte ihren Höhepunkt im März 2000.
Implikationen und das lange Tal der Tränen
Als klar wurde, dass viele der Dotcom-Firmen niemals profitabel sein würden, und nachdem die Zentralbank die Zinsen erhöhte, platzte die Blase. Von März 2000 bis Oktober 2002 verlor der Nasdaq-Index fast 80% seines Wertes.
- Vernichtung von Kapital: Hunderte von Dotcom-Firmen gingen pleite, und Billionen von Dollar an Anlegervermögen wurden vernichtet.
- Überlebende Giganten: Nicht alle Unternehmen waren wertlos. Firmen wie Amazon und eBay überlebten den Crash und wurden zu den dominanten Giganten, die sie heute sind. Die Krise trennte die Spreu vom Weizen.
- Lektion in Bewertung: Die Dotcom-Blase ist eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass Gewinne, Cashflows und solide Geschäftsmodelle am Ende doch zählen. Eine vielversprechende Technologie allein macht noch kein gutes Investment aus.
- Langfristige Baisse: Der Crash führte zu einer langjährigen Vertrauenskrise in Technologieaktien. Der Nasdaq erreichte erst 15 Jahre später, im Jahr 2015, wieder sein Hoch aus dem Jahr 2000.