Der Auslöser: Ein Sturm braut sich zusammen
Dem Crash vom 19. Oktober 1987 ging eine fünfjährige Hausse an den Aktienmärkten voraus. Im Jahr 1987 selbst hatten die Kurse stark zugelegt. Doch im Herbst verschlechterte sich die Stimmung. Sorgen über eine mögliche Konjunkturabschwächung, ein hohes US-Handelsdefizit und steigende Zinsen in Deutschland verunsicherten die Anleger. Die Märkte in Asien und Europa gaben bereits in der Woche vor dem Crash deutlich nach.

Verlauf: Die Computer übernehmen
Am Montag, dem 19. Oktober 1987, brach an der Wall Street Panik aus. Der Dow Jones Industrial Average stürzte um 508 Punkte, was einem Verlust von 22,6% entsprach. Dies ist bis heute der größte prozentuale Tagesverlust in der Geschichte des Index.
Ein entscheidender Faktor, der die Panik beschleunigte, war das Aufkommen computergesteuerter Handelsprogramme, insbesondere die sogenannte "Portfolio Insurance". Diese Strategie sollte Portfolios absichern, indem bei fallenden Kursen automatisch Verkaufsaufträge für Index-Futures ausgelöst wurden. Am Schwarzen Montag führte dies zu einer fatalen Kaskade: Fallende Aktienkurse lösten automatische Verkäufe von Futures aus, was wiederum die Futures-Kurse drückte. Arbitrageure verkauften daraufhin die teureren Aktien und kauften die billigeren Futures, was die Aktienkurse weiter unter Druck setzte und eine neue Welle von Portfolio-Insurance-Verkäufen auslöste. Das System geriet in eine unkontrollierbare Abwärtsspirale.
Implikationen und die Rolle der Fed
Im Gegensatz zum Crash von 1929 erholte sich die Realwirtschaft relativ schnell. Dies lag vor allem am beherzten Eingreifen der US-Notenbank unter Alan Greenspan, die sofort Liquidität in den Markt pumpte und versicherte, als "Lender of Last Resort" zu agieren.
- Gefahr des automatisierten Handels: Der Crash machte die potenziellen systemischen Risiken von computergesteuerten Handelsstrategien deutlich, die sich gegenseitig verstärken und unvorhersehbare Kaskadeneffekte auslösen können.
- Einführung von "Circuit Breakers": Als direkte Konsequenz wurden Handelsunterbrechungen ("Circuit Breaker") eingeführt. Diese stoppen den Handel automatisch für eine gewisse Zeit, wenn die Indizes um einen bestimmten Prozentsatz fallen, um den Anlegern eine Atempause zu geben und Panikverkäufe zu bremsen.
- Bestätigung der Fed-Rolle: Das schnelle Eingreifen der Federal Reserve etablierte das "Greenspan Put"-Konzept – die unausgesprochene Annahme der Anleger, dass die Fed im Krisenfall immer zur Rettung eilen würde.