Der Auslöser: Spekulation auf Pump
Die 1920er Jahre, auch "Roaring Twenties" genannt, waren in den USA eine Zeit des beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwungs. Neue Technologien wie das Automobil und das Radio beflügelten die Wirtschaft. Ein Klima des Optimismus führte zu einer massiven Spekulationsblase am Aktienmarkt. Eine Besonderheit war die exzessive Spekulation auf Kredit ("Margin Trading"): Anleger konnten Aktien kaufen, indem sie nur einen kleinen Teil des Wertes selbst bezahlten und den Rest von einem Broker liehen.

Verlauf: Der Schwarze Donnerstag und Dienstag
Im Herbst 1929 begann der überhitzte Markt zu bröckeln. Die Panik brach am "Schwarzen Donnerstag", dem 24. Oktober 1929, aus, als die Kurse stark fielen. Eine Gruppe von führenden Bankern versuchte, den Markt durch Stützungskäufe zu beruhigen, was jedoch nur kurzfristig half. Der endgültige Zusammenbruch folgte am "Schwarzen Dienstag", dem 29. Oktober 1929, mit massiven Verkäufen und einem Kursverlust von über 12%.
Die fallenden Kurse lösten "Margin Calls" aus: Die Broker forderten von den Anlegern, mehr Geld nachzuschießen, um ihre Kredite zu decken. Da die meisten dies nicht konnten, mussten ihre Aktien zwangsverkauft werden, was die Abwärtsspirale weiter beschleunigte. Der Dow Jones Industrial Average verlor zwischen seinem Hoch im September 1929 und seinem Tief im Juli 1932 fast 90% seines Wertes.
Implikationen und die Große Depression
Der Börsencrash war nicht die alleinige Ursache, aber der entscheidende Auslöser der Großen Depression, der schlimmsten Wirtschaftskrise der modernen Geschichte.
- Bankenpleiten: Tausende von Banken, die Kredite an Spekulanten vergeben hatten oder selbst in Aktien investiert waren, gingen pleite. Dies führte zu einem massiven Vertrauensverlust und "Bank Runs", bei denen Sparer ihre Einlagen abzogen.
- Wirtschaftlicher Zusammenbruch: Die Kreditklemme und der Vermögensverlust führten zu einem drastischen Rückgang von Konsum und Investitionen. Unternehmen mussten die Produktion drosseln und massenhaft Mitarbeiter entlassen. Die Arbeitslosigkeit stieg in den USA auf über 25%.
- Politische Folgen: Die Krise führte zu tiefgreifenden politischen Veränderungen, einschließlich der Wahl von Franklin D. Roosevelt und seinem "New Deal"-Programm, das die Rolle des Staates in der Wirtschaft massiv ausweitete.
- Schaffung der SEC: Als direkte Konsequenz wurde 1934 die US-Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission, SEC) gegründet, um die Märkte zu regulieren und Anleger zu schützen.